Warum dir eine falsche Wasserwahl deine ganze Seife versauen kann – und wie du’s vermeidest

Vor einiger Zeit, in einer meiner Live-Sprechstunden in der Seifenoper®, zeigte mir eine langjährige Teilnehmerin eine Seife, die sie sichtlich beschäftigte.
Sie hielt das Stück in die Kamera, betrachtete es von allen Seiten und sagte leise, fast ein wenig frustriert:
„Ich hab das Rezept doch schon so oft gemacht… warum sieht sie diesmal so komisch aus?“

Die Oberfläche war fleckig, manche Stellen wirkten ranzig, und auch der Geruch war leicht unangenehm – obwohl sie alles wie gewohnt gemacht hatte.
Oder etwa nicht?

Ich begann nachzufragen. Wir gingen gemeinsam Schritt für Schritt den Prozess durch: die Öle, das Mischungsverhältnis, die Zusätze, das Vorgehen – alles war wie immer.
Und doch war etwas anders, aber darauf kamen wir erst durch gemeinsames Überlegen:
Sie hatte die Seife nicht zu Hause gesiedet, sondern bei einer Freundin. Und statt wie sonst destilliertes Wasser zu verwenden, hatten sie einfach Leitungswasser genommen.

Ein scheinbar kleines Detail – mit großer Wirkung.

Denn genau dieses Wasser war die Ursache für das Problem.

Was viele nicht wissen: Nicht jedes Wasser eignet sich für handgesiedete Naturseife.
Gerade Leitungswasser kann Inhaltsstoffe enthalten, die die Seifenchemie empfindlich stören – und in manchen Fällen sogar dafür sorgen, dass deine Seife schneller ranzig wird oder unbrauchbar ist.

In diesem Beitrag erkläre ich dir, warum destilliertes Wasser beim Sieden so wichtig ist, welche chemischen Prozesse hier eine Rolle spielen, und wie du ganz einfach vermeidest, dass dir genau das passiert, was meiner Teilnehmerin widerfahren ist.

Was im Wasser wirklich steckt

In Deutschland ist Leitungswasser ein hochwertiges, streng kontrolliertes Lebensmittel. Doch was für uns gesundheitlich völlig unbedenklich ist, kann für Seife ein echtes Risiko darstellen.

Denn Leitungswasser enthält in der Regel:
– Kalk (Calcium, Magnesium)
– gelöste Salze und Mineralien
– eventuell Rückstände aus Wasseraufbereitung (z. B. Chlor)
– und vor allem: Mikroskopisch kleine Metallpartikel

Besonders in älteren Gebäuden mit verzinkten oder rostenden Rohren finden sich oft winzige Eisen- oder Kupferpartikel im Wasser. Diese sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen – in deiner Seife hinterlassen sie aber sehr wohl Spuren.

Der chemische Hintergrund: Oxidation durch Metallionen

Diese kleinen Metallteilchen wirken wie ein Katalysator für Oxidationsprozesse. Was heißt das konkret?

– Die in deinen Fetten enthaltenen ungesättigten Fettsäuren sind empfindlich gegenüber Sauerstoff.
– Gelangen Metallionen wie Eisen oder Kupfer in den Seifenleim, beschleunigen sie die Reaktion mit dem Sauerstoff aus der Luft.
– Die Folge: Ranz.

Ranzige Seife erkennt man meist an:
– fleckigen, bräunlichen oder orangefarbenen Stellen
– unangenehm „altfettigem“ oder metallischem Geruch

Das kann Wochen oder Monate nach dem Sieden auftreten – und ist umso ärgerlicher, wenn man sie verschenken wollte. (Oder noch blöder: schon verschenkt hat. 🫣)

Was ist destilliertes Wasser – und warum ist es die sichere Lösung?

Destilliertes Wasser ist reines H₂O, das durch Erhitzen verdampft und dann kondensiert wird. Dabei bleiben alle gelösten Stoffe, Mineralien und Metalle zurück.

Es ist:
– frei von Kalk und Mineralien
– frei von organischen Rückständen
– frei von Metallionen

Für das Seifesieden bedeutet das: Du startest mit einer absolut neutralen Basis – die ideale Grundlage für eine stabile, haltbare und gleichmäßig verseifte Seife.

Warum „es ging doch immer gut“ kein Argument ist

Viele Anfänger (und manche Fortgeschrittene) greifen aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit zum Leitungswasser. Und oft geht das auch gut – zumindest vordergründig.

Doch:
– Jede Wassercharge ist anders – je nach Ort, Jahreszeit oder sogar Tageszeit
– Nicht alle Problemursachen zeigen sich sofort
– Je empfindlicher das Rezept (z. B. Milchseifen, viel ungesättigte Öle), desto größer das Risiko

Meine Erfahrung aus 20 Jahren Seife sieden:
Die Frage ist nicht, ob du mit Leitungswasser mal Probleme bekommst – sondern wann.

Was tun, wenn du versehentlich Leitungswasser verwendet hast?

Je nachdem, wie „empfindlich“ dein Rezept ist, musst du nicht sofort alles wegwerfen. Beachte aber:

– Lager die Seife luftig und kühl, um Oxidation zu verlangsamen
– Beobachte die Oberfläche regelmäßig auf Flecken oder Veränderungen
– Verbrauche sie zügig oder nutze sie für den Eigengebrauch

Und, als Geheimtipp: frier sie ein, und nimm immer nur dann ein Stück aus dem Gefrierschrank, wenn das alte aufgebraucht ist.

Und beim nächsten Mal: lieber auf Nummer sicher gehen.

Welche Wasserarten sind denn geeignet?

  • Destilliertes Wasser: Die beste Wahl – rein und stabil
  • Leitungswasser: nicht geeignet – Risiko durch Kalk und Metallrückstände
  • Abgekochtes Wasser: nicht geeignet – Tötet Keime, aber entfernt keine Metalle
  • Gefiltertes Wasser: nur bedingt geeignet – Je nach Filter – Metallionen meist enthalten
  • Regenwasser: nur bedingt geeignet – viele organische Stoffe, manchmal mikrobiell belastet

Noch Fragen?

Kann ich destilliertes Wasser selbst herstellen?
Theoretisch ja, praktisch lohnt es sich kaum. Der Aufwand ist hoch, die Qualität unklar. Kaufe lieber fertiges, sicheres destilliertes Wasser.

Wie lange ist destilliertes Wasser haltbar?
Ungeöffnet mehrere Jahre, geöffnet mehrere Monate – solange sauber gelagert.

Was ist mit Aqua purificata?
Das ist pharmazeutisch gereinigtes Wasser – noch reiner als destilliertes Wasser. Für Seife ist das nicht notwendig, aber auch nicht schädlich.

Wie merke ich, ob meine Seife „ranzig“ wird?
Meist durch orange oder bräunliche Flecken, veränderten Geruch, manchmal durch ein leicht öliges Gefühl beim Anfassen.

Fazit: Mit dem richtigen Wasser zur perfekten Seife

Seifensieden ist nicht schwer. Aber es gibt Dinge, die du einfach wissen musst.
Ein kleine Änderung – und das Ergebnis verändert sich direkt mit.

Wasser ist keine Nebensache.
Es ist ein zentraler Bestandteil deiner Lauge – und damit deiner gesamten Seife.

Wenn du möchtest, dass deine Seifen
– lange haltbar
– optisch schön
– geruchlich neutral
– und chemisch stabil sind:

Dann verwende destilliertes Wasser.
Immer. Auch wenn’s unbequem erscheint.

Denn wie so oft im Leben gilt auch hier:
Die kleinen Dinge machen den größten Unterschied.

Und ja, auch den Kaffee für meine Kaffeeseife und den Tee für meine Kräuterseife setze ich mit destilliertem Wasser an. Aber: es gibt natürlich auch grandiose Alternativen:

– Milch (Ziegen-, Kokos- oder auch Mandelmilch) für cremige Pflegeseifen
– Sektresten von der letzten Party
– oder sogar Essig, zum Beispiel für Haarseife

Aber: Auch bei diesen Varianten gilt –
es gibt Dinge, die du beim Arbeiten damit einfach wissen musst.

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