Parfumöl oder ätherisches Öl – was ist besser?

Duft ist Emotion.
Und genau darum geht es beim Seife sieden oft zuerst: Wie soll meine Seife riechen? Blumig, frisch, fruchtig – oder doch lieber würzig und warm?

Und sobald du tiefer eintauchst, stehst du vor der Frage:
Soll ich Parfumöl oder ätherisches Öl verwenden?

Beides duftet. Beides lässt sich manchmal wunderbar verarbeiten und kann dich gleichzeitig richtig ärgern. Aber es gibt auch Unterschiede – und je nachdem, was du erreichen willst, kann das eine sinnvoller sein als das andere. In diesem Beitrag zeige ich dir genau, worauf es ankommt.


1. Was ist der Unterschied zwischen Parfumöl und ätherischem Öl?

Was ist Parfumöl?

Parfumöl – auch Duftöl genannt – ist meist eine Mischung aus synthetischen und/oder natürlichen Duftstoffen. Es wird im Labor kreiert, um bestimmte Düfte möglichst intensiv und haltbar zu gestalten.
Typisch: Vanillekipferl, Meeresbrise, Babyduft – alles, was du aus Kerzen, Parfums oder Duschgelen kennst.

Merkmale von Parfumöl:

  • Große Duftvielfalt – von „klassisch“ bis „ausgefallen“
  • Lässt sich exakt reproduzieren
  • Oft günstiger als ätherische Öle
  • Nicht immer rein natürlich

Was ist ätherisches Öl?

Ätherische Öle sind flüchtige Duftstoffe, die aus Pflanzen gewonnen werden – meist durch Wasserdampfdestillation oder Kaltpressung.
Sie sind also 100 % naturrein und tragen die charakteristischen Duftnoten und Wirkstoffe der jeweiligen Pflanze in konzentrierter Form.

Merkmale von ätherischem Öl:

  • Natürlichkeit und therapeutische Wirkung
  • Herkunftsabhängige Duftschwankungen (je nach Ernte, Klima etc.)
  • Höherer Preis – gerade bei aufwendigen Ölen wie Rose oder Neroli

Der direkte Vergleich

MerkmalParfumölÄtherisches Öl
Ursprungsynthetisch / teils natürlichrein pflanzlich
Duftvielfaltsehr groß (auch ausgefallene Düfte)begrenzt auf pflanzliche Noten
Reproduzierbarkeitexakt reproduzierbarnatürliche Schwankungen möglich
Haltbarkeitoft länger haltbaranfällig für Oxidation
Preismeist günstigerteils sehr teuer
Wirkung auf die Hautmeist rein duftgebendkann pflegend oder reizend sein

2. Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile von Parfumöl

  • Riesige Auswahl – auch an Düften, die in der Natur nicht vorkommen (z. B. Popcorn, Zuckerwatte)
  • Günstiger in der Anschaffung
  • Meist eine stabile Duftwirkung in Seifen – auch nach dem Verseifungsprozess
  • Einfach zu dosieren und gut haltbar
  • standardisierter Allergengehalt

Vorteile von ätherischem Öl

  • Naturrein – für viele das wichtigste Kriterium
  • Zusätzlich zur Duftwirkung oft auch hautpflegend oder stimmungsaufhellend (z. B. Lavendel, Rosmarin)
  • Besonders beliebt bei sensibler Haut – wenn richtig dosiert

Nachteile (beide Typen)

Parfumöl:

  • Kann synthetische Zusätze enthalten, die empfindliche Haut reizen
  • Kein therapeutischer Effekt
  • Nicht immer deklarationsfrei – INCI prüfen!

Ätherisches Öl:

  • Teils stark hautreizend (z. B. Zimt, Nelke, Zitrusöle)
  • Höherer Preis, kürzere Haltbarkeit
  • Duft kann in Seife durch die Lauge abgeschwächt werden

3. Allergisches Potential & Einsatzmenge

Was reizt – und warum?

Sowohl Parfumöle als auch ätherische Öle können Allergien oder Hautreizungen auslösen – vor allem bei zu hoher Dosierung. Wichtig ist:
Weniger ist mehr. Und „natürlich“ bedeutet nicht „kann nicht schaden“.

Ätherische Öle haben in der Praxis oft ein höheres allergenes Potential als viele denken. Warum?

Weil sie hochkonzentrierte Naturprodukte sind – mit einer Vielzahl an Inhaltsstoffen, darunter viele bekannte Allergene. In einem einzigen ätherischen Öl können dutzende natürliche Verbindungen stecken, darunter Terpene wie Limonene, Linalool, Citral oder Eugenol, die laut Kosmetikverordnung deutlich kennzeichnungspflichtig sind.

Im Vergleich dazu:
Parfumöle können zwar ebenfalls allergene Stoffe enthalten, diese sind jedoch oft gezielter zusammengesetzt – und viele moderne Duftmischungen sind inzwischen gezielt allergenarm formuliert, vor allem, wenn sie für Naturkosmetik gedacht sind. Vor allem gibt es hier, anders als bei den ätherischen Ölen, keine Chargenschwankungen. Diese können bei den ätherischen Ölen beachtlich sein (und bei einem gewerblichen Sieder zum Teil eine Überarbeitung des Sicherheitsberichtes erfordern)!

Achtung: bei Parfumöl ist Vorsicht geboten:
Arbeite ausschließlich mit für Kosmetik zugelassenen Parfumölen, denn diese Öle unterliegen der Kosmetikverordnung, die Inhaltsstoffe sind transparent deklariert (oft auch per IFRA-Zertifikat) und du bekommst in der Regel ein Sicherheitsdatenblatt (MSDS) und eine Allergenaufstellung.

Wie viel darf rein?

Für kaltgerührte Naturseifen gelten grobe Richtwerte:

  • Parfumöl: ca. 2–3 % der Gesamtfettmenge
  • Ätherisches Öl: ca. 1–5 % (je nach Sorte und Empfindlichkeit)

Beispiel: Für 500 g Fettmenge wären das etwa 10 g Parfumöl oder 5–10 g ätherisches Öl.

Aber Achtung: informiere dich gerade bei ätherischen Ölen vorher über ihre geeignete Einsatzmenge und ihre Tauglichkeit. Gerade hier schwanken die max. verträglichen Einsatzmengen sehr. Manche Düfte dürfen zum Beispiel nicht bei Kindern oder Schwangeren eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben können. Zitrusöle können außerdem die Haut sonnen-empfindlich machen. Also: erst einlesen, dann einsetzen.

Tipp: Manche ätherischen Öle (wie Litsea oder Rosengeranie) sind besonders „laugenstabil“ und behalten ihren Duft in Seife besser als andere.


Fazit: Was ist nun besser?

Ganz ehrlich?
Es kommt drauf an.

  • Du willst eine bestimmte Duftidee umsetzen, die es in der Natur nicht gibt (z. B. Marshmallow oder Meeresbrise)? → Parfumöl.
  • Du liebst es natürlich, möchtest die Wirkung der Pflanzen nutzen und hast keine extrem empfindliche Haut? → Ätherisches Öl.
  • Du siedest Seifen für Kinder, Allergiker oder extrem sensible Haut? → Vielleicht lieber ganz ohne Duft.

Dein Duft, deine Entscheidung.
Denn am Ende zählt: Die Seife soll zu dir passen. Und dich bei jedem mal Benutzen zum Lächeln bringen.


Wenn du mehr über das spannende Thema „Seife sieden“ wissen willst – oder einfach nicht weißt, wo du anfangen sollst:
In meinem kostenlosen Workshop am 26. Juni zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du deine erste Seife siedest. Melde Dich am besten gleich an: Zur Anmeldung

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert